„Wir machen unser Kerngeschäft selbst überflüssig“

Der Merseburger Beirat für Wirtschaftsförderung traf sich am 6. April in den Werkhallen der Exipnos GmbH. Eine für beide Seiten fruchtbringende Begegnung.

Merseburg, April 2016  Zukunftstechnologie hautnah: In der Produktionshalle der Exipnos GmbH konnten die Beiratsmitglieder live erleben, wie aus Rohstoffen und Additiven ohne Umwege fertige Spritzgussteile entstehen. „Auf Compounds, ein Zwischenprodukt, das bislang unser Kerngeschäft ist, werden viele Produzenten Dank der DCIM-Technologie künftig verzichten können“, schilderte Exipnos-Geschäftsführer Peter Putsch absehbare Folgen der preisgekrönten Erfindung (Direct Compounding Injection Molding) aus seinem Hause.

Geschäftsführer Peter Putsch zeigte dem Merseburger Beirat für Wirtschaftsförderung die Produktion der Exipnos GmbH.
© Exipnos

Sorge, seinem eigenen Unternehmen damit das Wasser abzugraben, hat der Inhaber jedoch keineswegs. „Das Ziel bei der Gründung von Exipnos war es nicht, einen weiteren Compoundierbetrieb alter Schule entstehen zu lassen. Wir sehen uns vielmehr als Mittler zwischen den technologischen Welten, die die Kunststoffbranche heute prägen“, erläuterte Putsch in seinem einführenden Vortrag. So trage Exipnos dazu bei, historisch gewachsene Brüche zwischen Compoundieren und Spritzgießen, Maschinenbau und Anwendung zu überbrücken. „DCIM ist da nur ein Anfang.“

 

Als Zulieferer für die Automobilindustrie hat sich das Unternehmen, dessen Geschichte über die Mutterfirma Putsch Plastics bis in die Anfänge der Kunststoffindustrie reicht, ebenso mit seinem exzellenten Farblabor, mit neu entwickelten Hightech-Materialien und frei konfigurierbaren, metallfreien Schaltkreisen in Kunststoffwerkstücken einen Namen gemacht.

Kathrin Schaper-Thoma, Geschäftsführerin des Merseburger Innovations- und Technologiezentrums (mitz), horchte auf, als Peter Putsch Mikrogranulate erwähnt, die neue Möglichkeiten im 3D-Druck eröffnen. „Kennen Sie das Netzwerk enficos?“, fragt die Managerin: „Es bringt die wichtigsten Akteure in Mitteldeutschland auf dem Gebiet der Rapid-Technologien zusammen“. Am 18. Mai finde an der Hochschule Merseburg die bereits neunte Konferenz zum Thema statt.

Der Dialog gefällt Eberhard Bachmann. „Genau dafür trifft sich der Beirat für Wirtschaftsförderung seit etwa vier Jahren in Unternehmen und nicht in irgendeinem Büro“, freut sich der Wirtschaftsförderer der Domstadt. Dem ehrenamtlichen Gremium, das 2004 auf Initiative der Wirtschaft ins Leben gerufen wurde, gehören nach seinen Worten etwa 20 Mitglieder an, darunter Vertreter von Unternehmen, Finanzinstituten, Forschungseinrichtungen und Kammern. Zahlreiche erfolgreiche Projekte seien seither „wesentlich durch Anregungen aus dem Beirat geprägt worden“, so Bachmann. Als Beispiele nennt er „die Berufsbildungsmesse ,Perspektive‘  und das Kunststoff-Kompetenzzentrum Halle-Merseburg“.

Nicht ohne Stolz lässt der Wirtschaftsförderer an diesem Abend die Entwicklung des Merseburger Gewerbegebietes Nord Revue passieren, in dem seit 2014 auch Exipnos zu Hause ist. „In 21 Jahren seit der Eröffnung haben sich hier etwa 100 Firmen angesiedelt“, zieht er Bilanz. Von insgesamt 66 Hektar seien heute nicht einmal mehr drei verfügbar. „Die Zahl der hier arbeitenden Menschen ist demgegenüber auf mehr als 2.000 angestiegen.“

Was, wenn es nach Peter Putsch geht, noch nicht das Ende der Erfolgsgeschichte sein dürfte: „Wir jedenfalls wollen hier am Standort weiter wachsen.“

Peter Putsch erläutert dem Beirat für Wirtschaftsförderung die Direktcompoundier-Technologie DCIM.
Besonderes Interesse fand die neue Direktcompoundiertechnologie DCIM (im Vordergrund: Dosiereinrichtung). © Exipnos